Ein handliches
und 3D-fähiges Kunstflugmodell im 1-Meter-Format, also halb so
groß wie eine F3A-Wettbewerbsmaschine, bodenstartfähig von
der Graspiste und mit Power ohne Ende. Auch mit preiswerten
Komponenten. Dies alles erwartete ich, als ich mich für die Yak-55
von Hyperion entschied. Die Produkte von Hyperion sind in Deutschland
bei mehreren Unternehmen im Vertrieb, ich bezog das Modell von Lipo-Shop.de,
dem Unternehmen von Christoph Brändle.
Das Modell wird dem allgemeinen Trend entsprechend in ARF-Ausführung
angeboten. Bauen oder Montieren das ist hier die Frage. Die Bauausführung
des ganz aus Holz gefertigten Modells ist atemberaubend. Es ist doch
immer wieder erstaunlich, was im Laufe der Jahre im Bereich der CNC-Fertigung
an Perfektion erreicht wurde. Die einzelnen Baugruppen sind mit einem
zwei- bzw. dreifarbigem Foliendekor bespannt. Genauso erstklassig auch
die Lackierung der Kabinen- und GFK-Motorhaube. CNC-gefräste Sperrholzruderhörner,
ein Aluminium-Fahrwerk, Moosgummireifen, Schubstangen und ein Dekorbogen
ergänzen die überzeugende Ausstattung. Für die einzelnen
Komponenten lagen folgende Gewichte vor: Fläche links 55 g, Fläche
rechts 52 g, Rumpf inklusive Leitwerk und Ruder 165 g, Fahrwerk 32 g,
Räder 7 g, Kleinteile 7 g. Allerdings zeigte sich die Folie sehr
temperaturanfällig und musste mehrmals mit 150 Grad nachgebügelt
werden.
Zur Fertigstellung waren dennoch nur wenige Schritte nötig: Am
Rumpf mussten die Folienbereiche entfernt werden, die sich auf den Klebeflächen
für Seiten- und Höhenleitwerk befinden. Die Scharnierschlitze
waren bereits vorgegeben und die Vliesscharniere wurden mit Sekundenkleber
in die Leitwerke geklebt. Als Erstes wurde das Seitenleitwerk in den
Rumpf geklebt. Nun wurden für das Höhenleitwerk das Ruder
und dann das Leitwerk beides noch nicht miteinander verbunden
durchgeschoben. Erst jetzt durften die Ruder mit den Vliesscharnieren
angesetzt werden. Dann ausgerichtet und im Winkel an der Rumpfaufnahme
verklebt. Diesen Hinweis vermisste ich in der spärlichen Bauanleitung.
Bevor das Seitenruder verklebt wurde, musste es noch mit dem Sporn ergänzt
werden.

Die Tragfläche wird seitlich in den Rumpf eingesteckt. Hier
sind auch der Holzaufbau und die große Rumpföffnung der Kabinenhaube
gut erkennbar

Die Ruderausschläge am Leitwerk reichen bauweisenbedingt nicht
für extremen 3D-Kunstflug sind aber für normalen Motorkunstflug
völlig ausreichend
Für die Befestigung des Aluminium-Fahrwerkes
lagen drei kleine Blechschrauben bei. Die Erfahrung sagte mir jedoch,
dass diese Art der Befestigung mit der dort vorhandenen Holzstruktur
härterem Bodenkontakt nicht standhalten wird. So wurden Fahrwerksauflage
mit 4-mm- und Rumpfseiten mit 2-mm-Sperrholz verstärkt. M3-Nylonschrauben
in Verbindung mit M3-Einschlagmuttern übernehmen nun die auftretenden
Kräfte und bilden notfalls eine Sollbruchstelle. Und noch etwas:
Wer keinen Hartplatz zur Verfügung hat, sollte die 38-mm-Moosgummiräder
durch größere Exemplare mit zum Beispiel 55 mm ersetzen.
Im Rumpf wie auch in den Tragflächen ist die Aufnahme für
die Sperrholzsteckung bereits eingebaut. Als Verdrehsicherung dient
eine hintere Arretierung an der Wurzelrippe mit einem Buchenrundstab
sowie einer Hakensicherung mit Gummibändern. So sind die Tragflächen
für den Transport abnehmbar. Beim Anstecken gehen sie etwa 10 mm
in den Rumpf. Der vordere Rumpfausschnitt ist allerdings sehr großzügig
gestaltet.
Die Position der Servorahmen ist
auf der Tragflächenunterseite vorgegeben. Die Aussparungen müssen
noch an die Hitec-Servos HS-55 angepasst werden. Diese 9-g-Servos
haben den Vorteil, dass sie bereits über ein 25 cm langes Anschlusskabel
verfügen, das 7 cm über die Wurzelrippe reicht. Somit ist
nur je ein 10-cm-Verlängerungskabel erforderlich, um sie an den
Empfänger anzuschließen.
Genial gelöst ist die Befestigung der Kabinenhaube mit Magnetverschluss.
Der ist bereits fix und fertig eingeklebt und erlaubt den Zugang zur
RC-Ausstattung und zum Einschubfach für den LiPo-Akku, der mit
Depron und Klettband gesichert wird. Die HS-55-Servos für
Seiten- und Höhenruder wurden an dem vom Hersteller platzierten
Sperrholzbrett befestigt und der Empfänger (ACT Digital 6)
fand im vorderen Rumpfrücken auf einem Sperrholzbrett Platz.

Der modifizierte Motorträger mit der Aufdopplung
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Die Yak-55
ist ein schickes kleines Motormodell für den ganz alltäglichen
Elektro-Kunstflug
Die Bauteile
sind piekfein gebaut und sauber gebügelt. Leider warf die Folie
schnell Falten und musste oft nachgebügelt werden

Die Antriebs- und RC-Komponenten
auf einen Blick alles bewährte Teile
Als Antrieb kommen
der bewährte Maxi Dancer und ein Pix 3000-Regler
von Kontronik zum Einsatz. In Verbindung mit einer 10x5-Luftschraube
APC-E werden hier Ströme von 22 A erreicht. Die Energie liefert
ein 3s1p-Polyquest 1800XP-Lipo. Der kann mit 12-15C (ca.
21 bis 27 A) belastet werden wird also nicht überfordert.
Leider konnte der vorgefertigte Motorspant nicht mit dem Maxi
Dancer kombiniert werden, da die Motorwelle hierfür zu
kurz geraten ist. Und bei einer Vorspantmontage ragt der Motor etwa
2 cm aus der Motorhaube heraus. Die Lösung ist ein zweiter Motorspant,
der mit 4-Punkt-Aufhängung mit M4-Nylonschrauben vorgesetzt wurde.
So kann nun eine optimale Einstellung zur GFK-Motorhaube mit veränderbarem
Sturz und Seitenzug erfolgen.
Bereit zum Erstflug, mit 718 g Fluggewicht. Die Ruderausschläge
wurden gemäß der Anleitung eingestellt. Auch eine zweite
Phase für das 3D-Fliegen auf maximal mögliche Ausschläge.
In der Luft ist die Yak-55 in ihrem Element. Das Modell
kann in einem großen Geschwindigkeitsbereich geflogen werden.
Der Maxi Dancer reißt die leichte Maschine nach
nur drei Metern Rollstrecke von der Hartpiste in die Luft und ermöglicht
endloses Steigen bis an die Sichtgrenze. Zum Torquen bestehen zudem
ausreichend Reserven.
Kunstflug machte mir sofort richtig Spaß: Bei der Vier-Seiten-Rolle
rastet die Yak voll ein. Ob Looping, kubanische Acht,
Auf- und Abschwung das Modell geht sauber durch die Figuren,
je nach Können des Piloten. Der Messerflug stellt die Paradedisziplin
dar: Die Yak geht schurgerade ohne jegliche Tendenzen
zum Ausbrechen. Allerdings wird hier der massive Einsatz des Seitenruders
gebraucht, um die Höhe halten zu können. Und für den
Rückenflug bedarf es der Stütze durch das Tiefenruder. Für
aggressives 3D-Fliegen jedoch reichen die maximal möglichen Ausschläge
nicht aus.
Ein paar Worte zu den Abrisseigenschaften: Wird die Fahrt weggenommen
und das Modell ausgehungert, geht es zwar über die Tragfläche
weg, ist jedoch bereits nach wenigen Metern wieder voll am Ruder.
Aufgrund der extremen Wendigkeit gelingt es, in einem Korridor von
nur rund 50 Metern alle Flugfiguren zu absolvieren. Und zur Landung
schwebt das Modell mit leicht gezogenem Höhenruder und Schleppgas
ein. Der erfahrene Kunstflugpilot wird wohl das sehr direkte und zackige
Ansprechverhalten aller Ruder schätzen und es mit Expo und Dual-Rate
problemlos an seinen Flugstill anpassen können. Bereits mit Halbgas
gelingt es, alle Kunstflugfiguren zu fliegen. Nach vielen weiteren
Flügen ergab sich eine Schwerpunktlage von 65 mm mit etwa 1 mm
Höhenruderzugabe sowie eine durchschnittliche Flugdauer von 20
Minuten.
Eine dem Original entsprechend annähernd perfekt nachempfundene
Kunstflugmaschine für wenig Zeit und Kapital das ist die
Yak-55 von Hyperion. Durch Gewichtsoptimierung, zum Beispiel
am Fahrwerk und durch einen Motorträger aus GFK, kann jeder individuell
das Modell an seine Vorstellungen anpassen. Kurzum: Maximaler Spaß
zum minimalen Preis.
Thomas Navrath
Fotos: Thomas Navrath, Karl-Heinz Mauser
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